Größer ist nicht immer besser – oder in manchen Fällen vielleicht doch? Kleine privilegierte Anlagen mit bis zu 2,5 ha Fläche scheinen auf den ersten Blick die einfachste Lösung für Agri-PV Interessierte zu sein: weniger Bürokratie, schneller umsetzbar, unkomplizierter in der Planung. Doch wie steht es um ihre langfristige Wirtschaftlichkeit und ihren Beitrag zur Energiewende?
Im direkten Vergleich zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen kleinen privilegierten und großen Projekten ab 5 MW. Während privilegierte Projekte einige Vorteile bieten, überzeugen große Anlagen durch Skaleneffekte, Flexibilität und Planungssicherheit.
1. Planungsaufwand: Bauantrag vs. Bebauungsplan
Privilegierte Projekte genießen den Vorteil, ohne Bauleitplanverfahren auskommen zu können - ein einfacher Bauantrag bei der zuständigen Baubehörde soll genügen. Das bedeutet: Kein Bebauungsplan, keine umfangreichen Abstimmungen mit der Gemeinde oder Trägern öffentlicher Belange.
Doch das Ersparnis ist oft kleiner als gedacht. Auch privilegierte Anlagen müssen zahlreiche Gutachten und Unterlagen einreichen, die den Anforderungen eines Bauleitplanverfahrens ähneln. Bei großen Projekten zahlt sich der etwas höhere Aufwand allerdings auch anderweitig aus. Eine umfassende Planung, die verschiedenste Anliegen berücksichtigt, von Naturschutz bis Finanzierung, schafft langfristige Sicherheit und Akzeptanz – nicht nur bei Behörden, sondern auch bei Gemeinde und Bürgern.
2. Wirtschaftlichkeit: Unkompliziert vs. kosteneffizient
Kleine Anlagen erscheinen auf den ersten Blick einerseits attraktiver, weil sie einfacher umzusetzen sind, aber auch vermeintlich weniger kostenintensiv. Doch diese Einschätzung greift oft zu kurz: Ohne Skaleneffekte liegen die Investitionskosten pro installiertem Kilowatt Peak bei kleinen Anlagen deutlich höher, was ihre Rentabilität langfristig schmälert.
Große Projekte hingegen profitieren von Skaleneffekten, die mit der Projektgröße zunehmen. Das bedeutet: Je größer die Anlage, desto geringer die Kosten pro Kilowatt Leistung. Dadurch können große Projekte nicht nur wirtschaftlicher betrieben werden, sondern bieten auch bessere Möglichkeiten, die Energiewende effizient zu unterstützen.
Zwar sind die Gesamtkosten bei großen Projekten höher, doch diese müssen nicht allein vom Landwirt getragen werden. Projektentwickler übernehmen das finanzielle Risiko und ermöglichen es Landwirten, von stabilen Pachteinnahmen und einer Beteiligung am Projekt zu profitieren – ganz ohne Mehrkosten.
3. Netzanbindung: Standortbindung vs. Flexibilität
Ein entscheidender Faktor kleiner Projekte ist die Abhängigkeit von einem nahegelegenen Netzeinspeisepunkt. Diese ist Voraussetzung, damit ein solches Projekt überhaupt umgesetzt werden kann. Ohne eine unmittelbar verfügbare Netzanbindung entstehen hohe Trassenkosten, die die Wirtschaftlichkeit kleiner Anlagen schnell infrage stellen.
Große Projekte hingegen bieten deutlich mehr Spielraum bei der Standortwahl. Mit Kabeltrassen von bis zu 10 km können die besten verfügbaren Flächen genutzt werden – unabhängig von ihrer Nähe zum Einspeisepunkt. Dadurch lassen sich landwirtschaftlich und energiewirtschaftlich optimale Bedingungen leichter vereinen.
4. Umsetzung: praktisch vs. priorisiert
Hersteller und EPC-Unternehmen behandeln kleine Projekte oft als nachrangig. Die Wartezeiten sind länger, da große Projekte mit höheren Erträgen und besserer Planungssicherheit bevorzugt umgesetzt werden. Für große Projekte bedeutet diese Priorisierung schnellere Lieferzeiten und eine zügigere Umsetzung – ein nicht zu unterschätzender Vorteil für alle, die von Einspeisevergütungen profitieren wollen. Dazu kommt, dass kleine Projekte künftig einem Standardprodukt gleichkommen, das die Hersteller anbieten, um den Anfragen Herr zu werden. Projekte jenseits der 5MW können also zu günstigeren Preisen besondere Aufmerksamkeit bei Planung, Statik und Bau bekommen.